Loslassen
Älter werden, Loslassen und Verzicht
Oft arbeite ich mit Menschen, die am Älterwerden leiden. Wir alle werden älter und das Älterwerden ist verbunden mit dem Loslassenmüssen. Wir können manches nicht mehr tun oder nicht mehr so tun wie früher. Das rechte Loslassen scheint also nicht so ganz unwichtig zu sein, doch wie lerne ich das? Worin besteht der Unterschied zwischen Loslassen und Verzicht?
Vielleicht besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass wirkliches Loslassen ganz natürlich und ohne Bedauern erfolgt, so wie ich nach Jahren meines nachgeholten Motorradtraums meine geliebte 500er Yamaha ohne viel Nachdenken verkauft hatte. Ich hatte dieses Thema ausgelebt und es hatte sich erfüllt. Das scheint mir das richtige Wort zu sein, dieses Bedürfnis hatte sich erfüllt, es war voll, da gab es kein Empfinden von Mangel mehr. Vielleicht ist es dieses Gefühl von Mangel, das bei jedem Verzicht, und erfolgte er auch aus den ehrenwertesten Motiven, tief in uns bestehen bleibt. Da ist etwas nicht gelebt worden, nicht nach außen gebracht, ausgedrückt worden, etwas was zu unserem Leben gehört hätte.
Vielleicht können wir am besten das loslassen, was wir voll gelebt haben, und wenn wir unser Leben so gelebt haben und es soweit gekommen ist dann auch unser Leben selbst. Denn man kann nur loslassen, was man besessen hat, etwas was nicht zu einem gehört, kann man nicht loslassen.
Was ist die Triebkraft hinter dem Loslassen?
Die Akzeptanz des Natürlichen, so wie der Baum im Herbst seine Blätter ohne Bedauern loslässt.
Und was ist die Triebkraft hinter dem Verzicht?
Angst?
Bertram Wohak